Histaminintoleranz einfach erklärt

Von Jannyn Saß

Person liegt auf Bett und hält die Hände auf den Bauch

Abb. 1: Bauchschmerzen gehören zu den möglichen Symptomen einer Histaminintoleranz.

 

Oft zeigen sich die Symptome nach dem Essen: rote Flecken und Kribbeln auf der Haut, Herzrasen oder Bauchschmerzen. Oder vielleicht ist es so, dass die Nase schon längere Zeit läuft, es Atembeschwerden gibt oder die Haut juckt.

Dahinter kann sich eine Histaminintoleranz verbergen, die sich häufig in diffusen Beschwerdebildern zeigt. Die Symptome können leicht sein, aber manchen Menschen auch das Leben sehr schwer machen. Allein in Deutschland leiden mehr als zwei Millionen Menschen an einer Histaminintoleranz. [1] Betroffen sind dabei vor allem Frauen: Bis zu 80 % der Histaminintoleranz-Patienten sind weiblich. [2]

Lesen Sie hier, wie sich eine Histaminintoleranz (HIT) äußert und was Sie dagegen unternehmen können.

Histaminintoleranz: Was steckt dahinter?

Histamin ist ein Gewebshormon, das fast überall im menschlichen Körper vorkommt. Es findet sich im Gewebe der Haut, in der Lunge, Magen, Darm oder auch im Gehirn. [3] Histamin ist an verschiedenen Funktionen des Immunsystems beteiligt und fungiert zudem als Neurotransmitter. [4] Histamin ist u. a. wichtig für die:

  • Erweiterung der peripheren Blutgefäße (Gefäße in Armen und Beinen),
  • Verengung der zentralen Blutgefäße (Gefäße, die zu Herz und Hirn führen),
  • Verengung der Atemwege,
  • Kontraktion der Gebärmuttermuskulatur,
  • Kontraktion der Darmmuskulatur und
  • Steuerung wichtiger Prozesse im Gehirn wie z. B. Hormonausschüttung und Schlaf-Wach-Rhythmen.

Eine Aufgabe des Histamins ist es, Entzündungen auszulösen. Dies ist wichtig und ein ganz natürlicher Prozess der menschlichen Immunabwehr, weil nur so die weißen Blutkörperchen Krankheitserreger oder schädliche Stoffe im Körper finden und angreifen können. Gerät dieser Prozess aber aus dem Gleichgewicht, spricht man von Histaminintoleranz. Dann reichert sich Histamin im Körper an und wird nicht wie im Normalfall adäquat abgebaut. Dadurch können vielfältige Symptome auf körperlicher und auch psychischer Ebene entstehen. [5]

So äußert sich eine Histaminintoleranz

Die Symptome ähneln in vielerlei Hinsicht einer Allergie. Histaminintoleranz ist jedoch keine Allergie, wie vielfach geglaubt wird. Es handelt sich um eine Stoffwechselstörung, bei der der Abbau von Histamin im Körper beeinträchtigt ist.

Im Gegensatz dazu entwickeln sich bei einer saisonalen Allergie die Symptome immer infolge einer erhöhten Freisetzung von Histamin.

Die körperlichen Symptome einer Histaminintoleranz sind vielfältig

Die Beschwerden bei einer Histaminintoleranz variieren von Mensch zu Mensch. Sie können den gesamten Körper betreffen, aber auch nur einzelne Symptome hervorrufen. Zu den häufigsten Symptomen einer Histaminintoleranz gehören:

  • Magen-Darm-Trakt:
    • Verdauungsprobleme wie Durchfall, Übelkeit, Erbrechen, Magenkrämpfe, Darmkrämpfe, Verstopfung, saurer Reflux
  • Allergische Symptome:
    • Verstopfung oder laufende Nase
    • Asthma
  • Hautprobleme:
    • Ekzeme, Juckreiz, Quaddeln, Nesselsucht, Schwellungen, Schuppenflechte und andere Hautprobleme, Hautrötungen, starke Reaktion auf Insektenstiche, Akne, Hautunreinheiten, Ausschlag, kribbelnde Haut
  • Symptome des vegetativen Nervensystems:
    • Konzentrationsschwierigkeiten, Gedächtnisstörungen, Hirnnebel (auch als Brainfog bekannt, Schlafstörungen oder Schlaflosigkeit, innere Unruhe, Appetitlosigkeit oder ständiger Appetit, Kribbeln der Gliedmaßen, Kopfschmerzen oder Migräne, Müdigkeit, Schwindel, Fatigue
  • Weitere Symptome:
    • Gesichtsschwellungen oder andere Gewebeschwellungen, gerötete Augen, Engegefühl im Hals, Menstruationsbeschwerden, verstärkte PMS-Symptomatik [6]

Person kratzt sich am Arm, Nahaufnahme

Abb. 2: Hautrötungen, Akne und heftige Reaktionen auf Insektenstiche gehören zu den Symptomen einer Histaminintoleranz.

 

Histamin kann sich auf die Psyche auswirken - Histamin und Depressionen

Die Histaminintoleranz selbst ist keine psychische Erkrankung, sie kann aber psychische Symptome hervorrufen, wenn der Histamin-Spiegel zu hoch ist. Sogar Depressionen können auf einen gestörten Histamin-Haushalt zurückzuführen sein, wie eine Studie von Dr. Parastoo Hashemi am Imperial Department of Bioengineering, London, zeigt. In seiner Arbeit weist er nach, dass Histamin ein Hauptakteur bei Depressionen ist, da es in direkter Wechselwirkung mit dem Wohlfühlhormon Serotonin steht. Wenn der Histaminspiegel steigt, sinkt das Serotonin. Genau das passiert, wenn es im Körper Entzündungen gibt. [7] Wenn der Histaminspiegel wieder sinkt, so startet auch die Serotoninfreisetzung wieder. [8]

Wie Sie herausfinden, ob Sie unter Histaminintoleranz leiden

Die Autorin und Spezialistin für Autoimmunerkrankungen Dr. Becky Campbell behandelt in ihrem Ratgeber zur Histaminintoleranz essenzielle Fragen, mit denen Sie herausfinden können, ob Sie möglicherweise histaminintolerant sind:

  1. Werden Sie nach zuckerhaltigen Lebensmitteln müde?
  2. Leiden Sie unter Migräne?
  3. Leiden Sie unter Ängsten oder Panikattacken?
  4. Treten bei Ihnen nach bestimmten Speisen unerwünschte Symptome auf?

Wenn Sie diese vier Fragen mit „Ja” beantwortet haben, dann sollten Sie weiter forschen. Dr. Campbell listet weitere Fragen in Ihrem Buch auf, denen Sie nachgehen können, und beschreibt zugleich mögliche Lösungen.

Grundsätzlich ist die genaue Diagnose eine Herausforderung, da die Symptome denen anderer Erkrankungen ähneln können. Die Symptome können außerdem sehr divers und jedes Organsystem betroffen sein. [9]

Wie kann die Diagnose erfolgen?

Die Diagnose erfolgt über den Histaminspiegel und das Histamin-abbauende Enzym Diaminoxidase (DAO) im Blut. DAO wird kontinuierlich ins Blut abgegeben und ist daher ein geeigneter Marker zur Bestimmung der Histaminwerte. Für die Untersuchung des DAO-Spiegels wird eine Blutprobe ins medizinische Labor geschickt und ausgewertet.

Diesen Test führt man nach 2 Wochen erneut durch, nachdem eine histaminfreie Diät eingehalten wurde. Liegt eine Histaminintoleranz vor, dürften sich nicht nur die Symptome deutlich verbessert haben, sondern der Histaminspiegel auch mindestens um die Hälfte gesunken sein, während das DAO erhöht ist. [10]

Ein weiterer Weg der Diagnosefindung ist eine sogenannte Differenzialdiagnose. Dabei werden andere Erkrankungen ausgeschlossen. Das bedeutet, dass Allergien, andere Unverträglichkeiten, Autoimmunerkrankungen oder das Mastzellaktivierungssyndrom von der Histaminintoleranz abgegrenzt werden können, da sich diese einfacher nachweisen lassen. [11]

Person mit blauen Handschuhen und Pipette in der Hand, darunter verschiedene kleine Einfülllöcher

Abb. 3: Eine Laboruntersuchung kann Klarheit schaffen, ob eine Histaminintoleranz vorliegt.

 

Was sind die Ursachen einer Histaminintoleranz?

Die gängigste Meinung unter Experten ist, dass ein Mangel an Histamin nicht angeboren ist, sondern im Laufe des Lebens erworben wird und verschiedene Auslöser haben kann. [12]

Grundsätzlich kann man sagen, dass bei einer Histaminintoleranz entweder zu viel Histamin zugeführt wird oder der Abbau nicht adäquat erfolgt. [13]

In Bezug auf den Abbau fehlen bei einer Histaminintoleranz die beiden Histamin-abbauenden Enzyme Diaminoxidase (DAO) und Histamin-N-Methyltransferase (HNMT).

Wenn diese beiden Enzyme ihre Arbeit nicht gut verrichten können, kommt es zu verschiedensten Problemen im Körper. Je nachdem, welches Enzym beeinträchtigt ist, zeigen sich unterschiedliche Beschwerden.

Was passiert, wenn DAO fehlt?

Die Diaminoxidase (DAO) baut das Histamin, das wir über die Nahrung zu uns nehmen, ab. Auch ein allergisch bedingter Histaminüberschuss wird von DAO abgebaut. Dadurch ruft ein DAO-Mangel auch eher Symptome wie Flush, Übelkeit, Kopfschmerzen, Hitzegefühl und Atemnot, aber vor allem auch Diarrhoe hervor. Auch Ekzeme der Haut, Rhinitis, Urtikaria-Schübe, Hypertonie, Colitis und Asthma können die Folge sein. [14]

Was passiert, wenn das HNMT fehlt?

Bei einem Mangel an dem Enzym HNMT kommt es eher zu chronischen Formen der Histaminintoleranz, bei denen meistens das Nervensystem betroffen ist. Die Folgen sind daher nervlich bedingt, wie z. B. Unruhe, Muskelzuckungen, Schlafstörungen, Müdigkeit, Schwindel und Angstzustände. [15]

 

1.  Auslöser: Ernährung

Fehlernährung:

Als einer der auslösenden Faktoren für eine Histaminintoleranz gilt die Ernährung:  zu viel Zucker, zu viel Weißmehl, Fleisch, tierisches Fett, Milchprodukte, Reizmittel oder Alkohol. Durch diese Fehlernährung entsteht im menschlichen Darm eine Fehlbesiedlung mit den „falschen” Bakterien. Toxinbildende, anaerobe Bakterien und Pilze breiten sich aus und schädigen die natürliche Barrierefunktion der Darmschleimhaut. [16]

Zu histaminreiche Ernährung:

Vor allem ein Zuviel an Histamin, das über die Nahrung aufgenommen wird, bringt den Körper in die Bredouille - es kann zu einer sogenannten Histaminvergiftung kommen. So wurde in der Vergangenheit die Histaminvergiftung auch als Scombroid-Fischvergiftung oder Mahi-Mahi-Rausch bezeichnet, da sie immer wieder durch den Verzehr von Fischen aus den Familien der Scombridae und Scomberesocidae (z. B. Thunfisch, Hering und Makrele) hervorgerufen wurde. Insbesondere Thunfisch wird mit einer Histaminvergiftung in Verbindung gebracht. [17]

Achtung E-Nummern:

Auch Zusatzstoffe, die sogenannten E-Nummern der Nahrungsmittelindustrie, verstärken die Freisetzung von Histamin im Körper. [18]

Vorsicht mit Gluten:

Gluten ist das Klebereiweiß, das in vielen Getreidesorten steckt, vor allem in Weizen, Roggen, aber auch in Kamut und ist per se eine entzündungsfördernde Substanz. Gluten wird darüber hinaus als ein möglicher Auslöser für das Leaky-Gut-Syndrom gesehen, was wiederum auch eine Histaminintoleranz auslösen kann. Auf Glutenunverträglichkeit und Leaky Gut können Sie sich jeweils testen lassen. [19]

2.  Auslöser: Langanhaltender Stress

Nicht nur die Ernährung, auch Stress kann zu einer Histaminintoleranz führen. Vor allem permanenter Stress schwächt die Nebennieren. Das wiederum führt zu einer ständigen Histaminausschüttung. Immunsystem und Organsysteme werden dadurch in Mitleidenschaft gezogen.

Durch Stress werden die sogenannten Mastzellen (große Zellen, die an der Steuerung der Immunantwort beteiligt sind) getriggert. Diese setzen das in ihnen gespeicherte Histamin frei, sodass es zu einer erhöhten Histaminkonzentration kommt. Ursprünglich war dies für uns Menschen sehr wichtig, weil dadurch die Kampf- oder Fluchtreaktion ausgelöst wird, um auf Gefahren zu reagieren. Das Histamin heftet sich dafür an spezielle Rezeptoren im Nervensystem, wodurch noch mehr Adrenalin ausgeschüttet wird. So bleibt unser Stresslevel erhöht – ganz gleich, ob es sich um „positiven” oder „negativen” Stress handelt. Stressbewältigungsstrategien wie Meditation oder Yoga können helfen, diesen Kreislauf zu unterbrechen. [20]

3.  Auslöser: Medikamente - sie beeinflussen den Abbau von Histamin im Körper

Viele Medikamente beeinflussen den Abbau von Histamin im Körper. Sie können diesen u. U. verzögern und dadurch schwere Reaktionen auslösen. Das betrifft v. a. die Schmerz- und Rheumamittel Mefenacid, Diclofenac, Indometacin und Acetylsalicylsäure (Aspirin). Fenbrufen, Levamisol und Ibuprofen werden dagegen gut vertragen. Röntgenkontrastmittel setzen Histamin frei und können für Menschen mit Histaminintoleranz gefährlich sein. [21] Die Wirkung von Arzneimitteln und ihre Fähigkeit, eine Histaminintoleranz zu induzieren, wurde wissenschaftlich in dieser Studie beschrieben. [22] Dazu gehören:

  • Kontrastmittel
  • Muskelrelaxantien
  • Analgetika
  • Lokalanästhetika
  • Antihypotonika
  • Bluthochdruckmittel
  • Antiarrhythmika
  • Diuretika
  • Arzneimittel, die die Darmmotilität beeinflussen
  • Antibiotika
  • Mukolytika
  • Broncholytika
  • H2-Rezeptor-Antagonisten
  • Antidepressiva

Falls Sie eines oder mehrere Medikamente dieser Kategorien einnehmen und Symptome einer Histaminintoleranz feststellen, sollten Sie sich mit Ihrem Arzt besprechen.

4.  Auslöser: Gestörter Darmstoffwechsel, Darminfektionen und Mikroorganismen

Leaky-Gut:

Der Darm spielt eine entscheidende Rolle für einen ausbalancierten Histaminhaushalt, so z. B. beim Leaky-Gut-Syndrom, bei dem winzige Löcher im Darm Symptome verursachen können und einen Mangel an DAO erzeugen. DAO ist neben HNMT das Enzym, das im menschlichen Körper Histamin abbaut.

Candida:

Candida ist eine häufige Ursache der Histaminintoleranz. Eine Überbesiedlung mit diesem Pilz kann ein Leaky-Gut zur Folge haben. Anzeichen einer Candida-Überbesiedlung sind z. B. Verlangen nach Süßem oder schlechter Atem, chronische Müdigkeit und Gehirnnebel. Candida kann auch eine Histamin-Freisetzung auslösen, indem das Immunsystem wie auf die krankmachende Besiedelung mit einer Ausschüttung von Histamin reagiert. Auf eine Candida-Fehlbesiedelung können Sie sich testen lassen. [23]

Person hält sich den Bauch

Abb. 4: Eine Darmfehlbesiedelung mit Candida albicans kann eine Histaminintoleranz verschlimmern.

 

Darminfektionen:

Wenngleich die Forschung hier noch in den Kinderschuhen steckt, konnte bereits ein Zusammenhang zwischen dem Bakterium Helicobacter pylori und der Histaminausschüttung beobachtet werden. [24] Dieser Bakterienstamm löst eine erhöhte Histaminproduktion in den Mastzellen aus. Zugleich macht H. pylori die Darmschleimhaut durchlässiger, sodass unverdaute Nahrungsmittel durchgelassen werden und so allergische Reaktionen auslösen können. Es ist daher wichtig, sich auf H. pylori testen zu lassen.

5.  Auslöser: Nährstoffmangel

Auch ein Mangel an bestimmten Vitaminen kann dazu führen, dass DAO nicht ausreichend zur Verfügung steht, um Histamin abzubauen. Kupfer und Vitamin C sind essenziell an der Bildung von DAO beteiligt. Vitamin B6 hilft dabei, Histamin abzubauen. Zink als entzündungshemmendes Spurenelement spielt ebenfalls eine wichtige Rolle. [25]

Der 4-Phasen-Reset-Plan nach Dr. Becky Campbell

Es gibt Menschen, die über viele Jahre unentdeckt unter einer Histaminintoleranz leiden müssen. Unerklärliche Symptome belasten die Patienten, denn die Diagnose der Histaminintoleranz ist nicht einfach und vielschichtig. Die Ärztin für Naturmedizin und Buchautorin Dr. Beck Campbell empfiehlt als direkten Weg zu mehr Wohlbefinden einen 4-Phasen-Ansatz. [26]

Phase 1: Ernährungsumstellung

In der ersten Phase sollte auf histaminreiche und entzündungsfördernde Lebensmittel verzichtet werden. Diese Phase dauert zwischen 1-3 Monaten. Ein Ernährungstagebuch sollte geführt werden, um Rückschlüsse ziehen zu können. Generell empfiehlt Dr. Campbell weniger Eiweiß und mehr Gemüse bzw. auch eine Paleo-Diät. Dabei handelt es sich um eine Lebensweise, die auf antientzündliche Lebensmittel setzt. Kaffee sollte vermieden werden.

Phase 2: Leberreinigung

Die zweite Phase konzentriert sich auf die Reinigung der Leber. Dr. Campbell empfiehlt Bittersalz-Bäder mit Magnesiumsulfat oder Rizinusöl-Leberwickel, um Giftstoffe auszuleiten. Auch Nahrungsergänzungsmittel für die Leberreinigung wie Mariendistel, N-Acetyl-L-Cystein (NAC) und Artischocke legt die Autorin ihren Lesern ans Herz.

Phase 3: Darmreinigung

Für die dritte Phase empfiehlt Dr. Campbell eine gründliche Darmreinigung. „Ein Ungleichgewicht im Darm wird mit Autoimmunerkrankungen, Angstzuständen, Depressionen, Hautproblemen und hormonellen Störungen in Verbindung gebracht.“

Phase 4: Wieder histaminreicher ernähren

Nach der Diät und der Leber- und Darmreinigung kann wieder etwas mehr experimentiert werden. So können bestimmte histaminreiche Lebensmittel wieder in die Ernährung aufgenommen werden, um festzustellen, ob Symptome entstehen.

Ausführliche Informationen zu allen vier Phasen erhalten Sie im Buch von Dr. Campbell. Sie zeigt vielfältige histaminarme Rezepte, mit denen Sie trotz Diät gesund und mit Genuss essen können.

Lassen Sie sich nicht entmutigen, nehmen Sie Ihre Ernährung und damit Ihr Wohlgefühl selbst in die Hand. Experimentieren Sie mit histaminarmen Speisen, kochen Sie mit Freude und beobachten Sie, wie sich Ihr Wohlfühlfaktor verändert.

Empfehlenswerte Bücher zum Thema:

Disclaimer

Wenn Sie unter den beschriebenen Symptomen leiden, empfiehlt es sich, Ihrem Arzt oder einem Labor Ihrer Wahl einen Histamin-Test durchzuführen.

Dieser Artikel ersetzt nicht die Behandlung durch einen qualifizierten Therapeuten. Die Grundlage dieses Beitrags bilden Studien und aktuelle Literatur. Er darf nicht zur Selbstdiagnose oder Selbstbehandlung genutzt werden. Besprechen Sie ggf. Ihre Inspirationen aus diesem Artikel mit einem Therapeuten Ihres Vertrauens.


Quellen:

[1] https://www.bmbf.de/bmbf/shareddocs/kurzmeldungen/de/testen-statt-verzichten.html 

[2] https://www.bircher-benner.com/de/artikelinfo/d-i-e-h-i-s-t-a-m-i-n-i-n-t-o-l-e-r-a-n-z

[3] https://www.gesundheitsinformation.de/glossar/histamin.html

[4] https://www.mdpi.com/2218-273X/10/8/1181

[5] https://www.narayana-verlag.de/Histamin-Intoleranz-heilen-Becky-Campbell/b28208

[6] https://www.histaminintoleranz.ch/de/symptome.html#verdauung

[7] https://www.sciencedaily.com/releases/2021/08/210817111404.htm

[8] https://histafit.de/depression-und-histamin-intoleranz/

[9] https://www.inflammatio.de/webinar/details?tx_ajevents_eventarchive[action]=showArchive&tx_ajevents_eventarchive[controller]=Event&tx_ajevents_eventarchive[event]=138&cHash

[10] https://www.bircher-benner.com/de/artikelinfo/d-i-e-h-i-s-t-a-m-i-n-i-n-t-o-l-e-r-a-n-z

[11] https://www.histaminintoleranz.ch/de/diagnose.html#arztwahl

[12] https://www.bircher-benner.com/de/artikelinfo/d-i-e-h-i-s-t-a-m-i-n-i-n-t-o-l-e-r-a-n-z

[13] https://www.inflammatio.de/webinar/details?tx_ajevents_eventarchive[action]=showArchive&tx_ajevents_eventarchive[controller]=Event&tx_ajevents_eventarchive[event]=138&cHash

[14] https://www.imd-berlin.de/spezielle-kompetenzen/nahrungsmittelshyunvertraeglichkeiten/histaminintoleranz

[15] https://www.imd-berlin.de/spezielle-kompetenzen/nahrungsmittelshyunvertraeglichkeiten/histaminintoleranz

[16] https://www.bircher-benner.com/de/artikelinfo/d-i-e-h-i-s-t-a-m-i-n-i-n-t-o-l-e-r-a-n-z

[17] https://www.mdpi.com/2218-273X/10/8/1181

[18] https://www.bircher-benner.com/de/artikelinfo/d-i-e-h-i-s-t-a-m-i-n-i-n-t-o-l-e-r-a-n-z

[19] https://www.narayana-verlag.de/Histamin-Intoleranz-heilen-Becky-Campbell/b28208

[20] https://histafit.de/stress-angst-und-histaminintoleranz/

[21] https://www.bircher-benner.com/de/artikelinfo/d-i-e-h-i-s-t-a-m-i-n-i-n-t-o-l-e-r-a-n-z

[22] https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0002916523280533

[23] https://www.narayana-verlag.de/Histamin-Intoleranz-heilen-Becky-Campbell/b28208

[24] https://www.mdpi.com/2072-6643/13/7/2228

[25] https://www.narayana-verlag.de/Histamin-Intoleranz-heilen-Becky-Campbell/b28208

[26] https://www.narayana-verlag.de/Histamin-Intoleranz-heilen-Becky-Campbell/b28208

Fotos: Unsplash: Getty Images; Shutterstock: goffkein.pro, 9nong

Histaminintoleranz einfach erklärt

Von Jannyn Saß

Person liegt auf Bett und hält die Hände auf den Bauch

Abb. 1: Bauchschmerzen gehören zu den möglichen Symptomen einer Histaminintoleranz.

 

Oft zeigen sich die Symptome nach dem Essen: rote Flecken und Kribbeln auf der Haut, Herzrasen oder Bauchschmerzen. Oder vielleicht ist es so, dass die Nase schon längere Zeit läuft, es Atembeschwerden gibt oder die Haut juckt.

Dahinter kann sich eine Histaminintoleranz verbergen, die sich häufig in diffusen Beschwerdebildern zeigt. Die Symptome können leicht sein, aber manchen Menschen auch das Leben sehr schwer machen. Allein in Deutschland leiden mehr als zwei Millionen Menschen an einer Histaminintoleranz. [1] Betroffen sind dabei vor allem Frauen: Bis zu 80 % der Histaminintoleranz-Patienten sind weiblich. [2]

Lesen Sie hier, wie sich eine Histaminintoleranz (HIT) äußert und was Sie dagegen unternehmen können.

Histaminintoleranz: Was steckt dahinter?

Histamin ist ein Gewebshormon, das fast überall im menschlichen Körper vorkommt. Es findet sich im Gewebe der Haut, in der Lunge, Magen, Darm oder auch im Gehirn. [3] Histamin ist an verschiedenen Funktionen des Immunsystems beteiligt und fungiert zudem als Neurotransmitter. [4] Histamin ist u. a. wichtig für die:

  • Erweiterung der peripheren Blutgefäße (Gefäße in Armen und Beinen),
  • Verengung der zentralen Blutgefäße (Gefäße, die zu Herz und Hirn führen),
  • Verengung der Atemwege,
  • Kontraktion der Gebärmuttermuskulatur,
  • Kontraktion der Darmmuskulatur und
  • Steuerung wichtiger Prozesse im Gehirn wie z. B. Hormonausschüttung und Schlaf-Wach-Rhythmen.

Eine Aufgabe des Histamins ist es, Entzündungen auszulösen. Dies ist wichtig und ein ganz natürlicher Prozess der menschlichen Immunabwehr, weil nur so die weißen Blutkörperchen Krankheitserreger oder schädliche Stoffe im Körper finden und angreifen können. Gerät dieser Prozess aber aus dem Gleichgewicht, spricht man von Histaminintoleranz. Dann reichert sich Histamin im Körper an und wird nicht wie im Normalfall adäquat abgebaut. Dadurch können vielfältige Symptome auf körperlicher und auch psychischer Ebene entstehen. [5]

So äußert sich eine Histaminintoleranz

Die Symptome ähneln in vielerlei Hinsicht einer Allergie. Histaminintoleranz ist jedoch keine Allergie, wie vielfach geglaubt wird. Es handelt sich um eine Stoffwechselstörung, bei der der Abbau von Histamin im Körper beeinträchtigt ist.

Im Gegensatz dazu entwickeln sich bei einer saisonalen Allergie die Symptome immer infolge einer erhöhten Freisetzung von Histamin.

Die körperlichen Symptome einer Histaminintoleranz sind vielfältig

Die Beschwerden bei einer Histaminintoleranz variieren von Mensch zu Mensch. Sie können den gesamten Körper betreffen, aber auch nur einzelne Symptome hervorrufen. Zu den häufigsten Symptomen einer Histaminintoleranz gehören:

  • Magen-Darm-Trakt:
    • Verdauungsprobleme wie Durchfall, Übelkeit, Erbrechen, Magenkrämpfe, Darmkrämpfe, Verstopfung, saurer Reflux
  • Allergische Symptome:
    • Verstopfung oder laufende Nase
    • Asthma
  • Hautprobleme:
    • Ekzeme, Juckreiz, Quaddeln, Nesselsucht, Schwellungen, Schuppenflechte und andere Hautprobleme, Hautrötungen, starke Reaktion auf Insektenstiche, Akne, Hautunreinheiten, Ausschlag, kribbelnde Haut
  • Symptome des vegetativen Nervensystems:
    • Konzentrationsschwierigkeiten, Gedächtnisstörungen, Hirnnebel (auch als Brainfog bekannt, Schlafstörungen oder Schlaflosigkeit, innere Unruhe, Appetitlosigkeit oder ständiger Appetit, Kribbeln der Gliedmaßen, Kopfschmerzen oder Migräne, Müdigkeit, Schwindel, Fatigue
  • Weitere Symptome:
    • Gesichtsschwellungen oder andere Gewebeschwellungen, gerötete Augen, Engegefühl im Hals, Menstruationsbeschwerden, verstärkte PMS-Symptomatik [6]

Person kratzt sich am Arm, Nahaufnahme

Abb. 2: Hautrötungen, Akne und heftige Reaktionen auf Insektenstiche gehören zu den Symptomen einer Histaminintoleranz.

 

Histamin kann sich auf die Psyche auswirken - Histamin und Depressionen

Die Histaminintoleranz selbst ist keine psychische Erkrankung, sie kann aber psychische Symptome hervorrufen, wenn der Histamin-Spiegel zu hoch ist. Sogar Depressionen können auf einen gestörten Histamin-Haushalt zurückzuführen sein, wie eine Studie von Dr. Parastoo Hashemi am Imperial Department of Bioengineering, London, zeigt. In seiner Arbeit weist er nach, dass Histamin ein Hauptakteur bei Depressionen ist, da es in direkter Wechselwirkung mit dem Wohlfühlhormon Serotonin steht. Wenn der Histaminspiegel steigt, sinkt das Serotonin. Genau das passiert, wenn es im Körper Entzündungen gibt. [7] Wenn der Histaminspiegel wieder sinkt, so startet auch die Serotoninfreisetzung wieder. [8]

Wie Sie herausfinden, ob Sie unter Histaminintoleranz leiden

Die Autorin und Spezialistin für Autoimmunerkrankungen Dr. Becky Campbell behandelt in ihrem Ratgeber zur Histaminintoleranz essenzielle Fragen, mit denen Sie herausfinden können, ob Sie möglicherweise histaminintolerant sind:

  1. Werden Sie nach zuckerhaltigen Lebensmitteln müde?
  2. Leiden Sie unter Migräne?
  3. Leiden Sie unter Ängsten oder Panikattacken?
  4. Treten bei Ihnen nach bestimmten Speisen unerwünschte Symptome auf?

Wenn Sie diese vier Fragen mit „Ja” beantwortet haben, dann sollten Sie weiter forschen. Dr. Campbell listet weitere Fragen in Ihrem Buch auf, denen Sie nachgehen können, und beschreibt zugleich mögliche Lösungen.

Grundsätzlich ist die genaue Diagnose eine Herausforderung, da die Symptome denen anderer Erkrankungen ähneln können. Die Symptome können außerdem sehr divers und jedes Organsystem betroffen sein. [9]

Wie kann die Diagnose erfolgen?

Die Diagnose erfolgt über den Histaminspiegel und das Histamin-abbauende Enzym Diaminoxidase (DAO) im Blut. DAO wird kontinuierlich ins Blut abgegeben und ist daher ein geeigneter Marker zur Bestimmung der Histaminwerte. Für die Untersuchung des DAO-Spiegels wird eine Blutprobe ins medizinische Labor geschickt und ausgewertet.

Diesen Test führt man nach 2 Wochen erneut durch, nachdem eine histaminfreie Diät eingehalten wurde. Liegt eine Histaminintoleranz vor, dürften sich nicht nur die Symptome deutlich verbessert haben, sondern der Histaminspiegel auch mindestens um die Hälfte gesunken sein, während das DAO erhöht ist. [10]

Ein weiterer Weg der Diagnosefindung ist eine sogenannte Differenzialdiagnose. Dabei werden andere Erkrankungen ausgeschlossen. Das bedeutet, dass Allergien, andere Unverträglichkeiten, Autoimmunerkrankungen oder das Mastzellaktivierungssyndrom von der Histaminintoleranz abgegrenzt werden können, da sich diese einfacher nachweisen lassen. [11]

Person mit blauen Handschuhen und Pipette in der Hand, darunter verschiedene kleine Einfülllöcher

Abb. 3: Eine Laboruntersuchung kann Klarheit schaffen, ob eine Histaminintoleranz vorliegt.

 

Was sind die Ursachen einer Histaminintoleranz?

Die gängigste Meinung unter Experten ist, dass ein Mangel an Histamin nicht angeboren ist, sondern im Laufe des Lebens erworben wird und verschiedene Auslöser haben kann. [12]

Grundsätzlich kann man sagen, dass bei einer Histaminintoleranz entweder zu viel Histamin zugeführt wird oder der Abbau nicht adäquat erfolgt. [13]

In Bezug auf den Abbau fehlen bei einer Histaminintoleranz die beiden Histamin-abbauenden Enzyme Diaminoxidase (DAO) und Histamin-N-Methyltransferase (HNMT).

Wenn diese beiden Enzyme ihre Arbeit nicht gut verrichten können, kommt es zu verschiedensten Problemen im Körper. Je nachdem, welches Enzym beeinträchtigt ist, zeigen sich unterschiedliche Beschwerden.

Was passiert, wenn DAO fehlt?

Die Diaminoxidase (DAO) baut das Histamin, das wir über die Nahrung zu uns nehmen, ab. Auch ein allergisch bedingter Histaminüberschuss wird von DAO abgebaut. Dadurch ruft ein DAO-Mangel auch eher Symptome wie Flush, Übelkeit, Kopfschmerzen, Hitzegefühl und Atemnot, aber vor allem auch Diarrhoe hervor. Auch Ekzeme der Haut, Rhinitis, Urtikaria-Schübe, Hypertonie, Colitis und Asthma können die Folge sein. [14]

Was passiert, wenn das HNMT fehlt?

Bei einem Mangel an dem Enzym HNMT kommt es eher zu chronischen Formen der Histaminintoleranz, bei denen meistens das Nervensystem betroffen ist. Die Folgen sind daher nervlich bedingt, wie z. B. Unruhe, Muskelzuckungen, Schlafstörungen, Müdigkeit, Schwindel und Angstzustände. [15]

 

1.  Auslöser: Ernährung

Fehlernährung:

Als einer der auslösenden Faktoren für eine Histaminintoleranz gilt die Ernährung:  zu viel Zucker, zu viel Weißmehl, Fleisch, tierisches Fett, Milchprodukte, Reizmittel oder Alkohol. Durch diese Fehlernährung entsteht im menschlichen Darm eine Fehlbesiedlung mit den „falschen” Bakterien. Toxinbildende, anaerobe Bakterien und Pilze breiten sich aus und schädigen die natürliche Barrierefunktion der Darmschleimhaut. [16]

Zu histaminreiche Ernährung:

Vor allem ein Zuviel an Histamin, das über die Nahrung aufgenommen wird, bringt den Körper in die Bredouille - es kann zu einer sogenannten Histaminvergiftung kommen. So wurde in der Vergangenheit die Histaminvergiftung auch als Scombroid-Fischvergiftung oder Mahi-Mahi-Rausch bezeichnet, da sie immer wieder durch den Verzehr von Fischen aus den Familien der Scombridae und Scomberesocidae (z. B. Thunfisch, Hering und Makrele) hervorgerufen wurde. Insbesondere Thunfisch wird mit einer Histaminvergiftung in Verbindung gebracht. [17]

Achtung E-Nummern:

Auch Zusatzstoffe, die sogenannten E-Nummern der Nahrungsmittelindustrie, verstärken die Freisetzung von Histamin im Körper. [18]

Vorsicht mit Gluten:

Gluten ist das Klebereiweiß, das in vielen Getreidesorten steckt, vor allem in Weizen, Roggen, aber auch in Kamut und ist per se eine entzündungsfördernde Substanz. Gluten wird darüber hinaus als ein möglicher Auslöser für das Leaky-Gut-Syndrom gesehen, was wiederum auch eine Histaminintoleranz auslösen kann. Auf Glutenunverträglichkeit und Leaky Gut können Sie sich jeweils testen lassen. [19]

2.  Auslöser: Langanhaltender Stress

Nicht nur die Ernährung, auch Stress kann zu einer Histaminintoleranz führen. Vor allem permanenter Stress schwächt die Nebennieren. Das wiederum führt zu einer ständigen Histaminausschüttung. Immunsystem und Organsysteme werden dadurch in Mitleidenschaft gezogen.

Durch Stress werden die sogenannten Mastzellen (große Zellen, die an der Steuerung der Immunantwort beteiligt sind) getriggert. Diese setzen das in ihnen gespeicherte Histamin frei, sodass es zu einer erhöhten Histaminkonzentration kommt. Ursprünglich war dies für uns Menschen sehr wichtig, weil dadurch die Kampf- oder Fluchtreaktion ausgelöst wird, um auf Gefahren zu reagieren. Das Histamin heftet sich dafür an spezielle Rezeptoren im Nervensystem, wodurch noch mehr Adrenalin ausgeschüttet wird. So bleibt unser Stresslevel erhöht – ganz gleich, ob es sich um „positiven” oder „negativen” Stress handelt. Stressbewältigungsstrategien wie Meditation oder Yoga können helfen, diesen Kreislauf zu unterbrechen. [20]

3.  Auslöser: Medikamente - sie beeinflussen den Abbau von Histamin im Körper

Viele Medikamente beeinflussen den Abbau von Histamin im Körper. Sie können diesen u. U. verzögern und dadurch schwere Reaktionen auslösen. Das betrifft v. a. die Schmerz- und Rheumamittel Mefenacid, Diclofenac, Indometacin und Acetylsalicylsäure (Aspirin). Fenbrufen, Levamisol und Ibuprofen werden dagegen gut vertragen. Röntgenkontrastmittel setzen Histamin frei und können für Menschen mit Histaminintoleranz gefährlich sein. [21] Die Wirkung von Arzneimitteln und ihre Fähigkeit, eine Histaminintoleranz zu induzieren, wurde wissenschaftlich in dieser Studie beschrieben. [22] Dazu gehören:

  • Kontrastmittel
  • Muskelrelaxantien
  • Analgetika
  • Lokalanästhetika
  • Antihypotonika
  • Bluthochdruckmittel
  • Antiarrhythmika
  • Diuretika
  • Arzneimittel, die die Darmmotilität beeinflussen
  • Antibiotika
  • Mukolytika
  • Broncholytika
  • H2-Rezeptor-Antagonisten
  • Antidepressiva

Falls Sie eines oder mehrere Medikamente dieser Kategorien einnehmen und Symptome einer Histaminintoleranz feststellen, sollten Sie sich mit Ihrem Arzt besprechen.

4.  Auslöser: Gestörter Darmstoffwechsel, Darminfektionen und Mikroorganismen

Leaky-Gut:

Der Darm spielt eine entscheidende Rolle für einen ausbalancierten Histaminhaushalt, so z. B. beim Leaky-Gut-Syndrom, bei dem winzige Löcher im Darm Symptome verursachen können und einen Mangel an DAO erzeugen. DAO ist neben HNMT das Enzym, das im menschlichen Körper Histamin abbaut.

Candida:

Candida ist eine häufige Ursache der Histaminintoleranz. Eine Überbesiedlung mit diesem Pilz kann ein Leaky-Gut zur Folge haben. Anzeichen einer Candida-Überbesiedlung sind z. B. Verlangen nach Süßem oder schlechter Atem, chronische Müdigkeit und Gehirnnebel. Candida kann auch eine Histamin-Freisetzung auslösen, indem das Immunsystem wie auf die krankmachende Besiedelung mit einer Ausschüttung von Histamin reagiert. Auf eine Candida-Fehlbesiedelung können Sie sich testen lassen. [23]

Person hält sich den Bauch

Abb. 4: Eine Darmfehlbesiedelung mit Candida albicans kann eine Histaminintoleranz verschlimmern.

 

Darminfektionen:

Wenngleich die Forschung hier noch in den Kinderschuhen steckt, konnte bereits ein Zusammenhang zwischen dem Bakterium Helicobacter pylori und der Histaminausschüttung beobachtet werden. [24] Dieser Bakterienstamm löst eine erhöhte Histaminproduktion in den Mastzellen aus. Zugleich macht H. pylori die Darmschleimhaut durchlässiger, sodass unverdaute Nahrungsmittel durchgelassen werden und so allergische Reaktionen auslösen können. Es ist daher wichtig, sich auf H. pylori testen zu lassen.

5.  Auslöser: Nährstoffmangel

Auch ein Mangel an bestimmten Vitaminen kann dazu führen, dass DAO nicht ausreichend zur Verfügung steht, um Histamin abzubauen. Kupfer und Vitamin C sind essenziell an der Bildung von DAO beteiligt. Vitamin B6 hilft dabei, Histamin abzubauen. Zink als entzündungshemmendes Spurenelement spielt ebenfalls eine wichtige Rolle. [25]

Der 4-Phasen-Reset-Plan nach Dr. Becky Campbell

Es gibt Menschen, die über viele Jahre unentdeckt unter einer Histaminintoleranz leiden müssen. Unerklärliche Symptome belasten die Patienten, denn die Diagnose der Histaminintoleranz ist nicht einfach und vielschichtig. Die Ärztin für Naturmedizin und Buchautorin Dr. Beck Campbell empfiehlt als direkten Weg zu mehr Wohlbefinden einen 4-Phasen-Ansatz. [26]

Phase 1: Ernährungsumstellung

In der ersten Phase sollte auf histaminreiche und entzündungsfördernde Lebensmittel verzichtet werden. Diese Phase dauert zwischen 1-3 Monaten. Ein Ernährungstagebuch sollte geführt werden, um Rückschlüsse ziehen zu können. Generell empfiehlt Dr. Campbell weniger Eiweiß und mehr Gemüse bzw. auch eine Paleo-Diät. Dabei handelt es sich um eine Lebensweise, die auf antientzündliche Lebensmittel setzt. Kaffee sollte vermieden werden.

Phase 2: Leberreinigung

Die zweite Phase konzentriert sich auf die Reinigung der Leber. Dr. Campbell empfiehlt Bittersalz-Bäder mit Magnesiumsulfat oder Rizinusöl-Leberwickel, um Giftstoffe auszuleiten. Auch Nahrungsergänzungsmittel für die Leberreinigung wie Mariendistel, N-Acetyl-L-Cystein (NAC) und Artischocke legt die Autorin ihren Lesern ans Herz.

Phase 3: Darmreinigung

Für die dritte Phase empfiehlt Dr. Campbell eine gründliche Darmreinigung. „Ein Ungleichgewicht im Darm wird mit Autoimmunerkrankungen, Angstzuständen, Depressionen, Hautproblemen und hormonellen Störungen in Verbindung gebracht.“

Phase 4: Wieder histaminreicher ernähren

Nach der Diät und der Leber- und Darmreinigung kann wieder etwas mehr experimentiert werden. So können bestimmte histaminreiche Lebensmittel wieder in die Ernährung aufgenommen werden, um festzustellen, ob Symptome entstehen.

Ausführliche Informationen zu allen vier Phasen erhalten Sie im Buch von Dr. Campbell. Sie zeigt vielfältige histaminarme Rezepte, mit denen Sie trotz Diät gesund und mit Genuss essen können.

Lassen Sie sich nicht entmutigen, nehmen Sie Ihre Ernährung und damit Ihr Wohlgefühl selbst in die Hand. Experimentieren Sie mit histaminarmen Speisen, kochen Sie mit Freude und beobachten Sie, wie sich Ihr Wohlfühlfaktor verändert.

Empfehlenswerte Bücher zum Thema:

Disclaimer

Wenn Sie unter den beschriebenen Symptomen leiden, empfiehlt es sich, Ihrem Arzt oder einem Labor Ihrer Wahl einen Histamin-Test durchzuführen.

Dieser Artikel ersetzt nicht die Behandlung durch einen qualifizierten Therapeuten. Die Grundlage dieses Beitrags bilden Studien und aktuelle Literatur. Er darf nicht zur Selbstdiagnose oder Selbstbehandlung genutzt werden. Besprechen Sie ggf. Ihre Inspirationen aus diesem Artikel mit einem Therapeuten Ihres Vertrauens.


Quellen:

[1] https://www.bmbf.de/bmbf/shareddocs/kurzmeldungen/de/testen-statt-verzichten.html 

[2] https://www.bircher-benner.com/de/artikelinfo/d-i-e-h-i-s-t-a-m-i-n-i-n-t-o-l-e-r-a-n-z

[3] https://www.gesundheitsinformation.de/glossar/histamin.html

[4] https://www.mdpi.com/2218-273X/10/8/1181

[5] https://www.narayana-verlag.de/Histamin-Intoleranz-heilen-Becky-Campbell/b28208

[6] https://www.histaminintoleranz.ch/de/symptome.html#verdauung

[7] https://www.sciencedaily.com/releases/2021/08/210817111404.htm

[8] https://histafit.de/depression-und-histamin-intoleranz/

[9] https://www.inflammatio.de/webinar/details?tx_ajevents_eventarchive[action]=showArchive&tx_ajevents_eventarchive[controller]=Event&tx_ajevents_eventarchive[event]=138&cHash

[10] https://www.bircher-benner.com/de/artikelinfo/d-i-e-h-i-s-t-a-m-i-n-i-n-t-o-l-e-r-a-n-z

[11] https://www.histaminintoleranz.ch/de/diagnose.html#arztwahl

[12] https://www.bircher-benner.com/de/artikelinfo/d-i-e-h-i-s-t-a-m-i-n-i-n-t-o-l-e-r-a-n-z

[13] https://www.inflammatio.de/webinar/details?tx_ajevents_eventarchive[action]=showArchive&tx_ajevents_eventarchive[controller]=Event&tx_ajevents_eventarchive[event]=138&cHash

[14] https://www.imd-berlin.de/spezielle-kompetenzen/nahrungsmittelshyunvertraeglichkeiten/histaminintoleranz

[15] https://www.imd-berlin.de/spezielle-kompetenzen/nahrungsmittelshyunvertraeglichkeiten/histaminintoleranz

[16] https://www.bircher-benner.com/de/artikelinfo/d-i-e-h-i-s-t-a-m-i-n-i-n-t-o-l-e-r-a-n-z

[17] https://www.mdpi.com/2218-273X/10/8/1181

[18] https://www.bircher-benner.com/de/artikelinfo/d-i-e-h-i-s-t-a-m-i-n-i-n-t-o-l-e-r-a-n-z

[19] https://www.narayana-verlag.de/Histamin-Intoleranz-heilen-Becky-Campbell/b28208

[20] https://histafit.de/stress-angst-und-histaminintoleranz/

[21] https://www.bircher-benner.com/de/artikelinfo/d-i-e-h-i-s-t-a-m-i-n-i-n-t-o-l-e-r-a-n-z

[22] https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0002916523280533

[23] https://www.narayana-verlag.de/Histamin-Intoleranz-heilen-Becky-Campbell/b28208

[24] https://www.mdpi.com/2072-6643/13/7/2228

[25] https://www.narayana-verlag.de/Histamin-Intoleranz-heilen-Becky-Campbell/b28208

[26] https://www.narayana-verlag.de/Histamin-Intoleranz-heilen-Becky-Campbell/b28208

Fotos: Unsplash: Getty Images; Shutterstock: goffkein.pro, 9nong



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